AESGP-Konferenz „Prävention durch Selbstfürsorge“ in Warschau zur Rolle der Selbstmedikation und rezeptfreier Medikamente

Am 3. und 4. Juni 2025 findet in Warschau die 61. Internationale Konferenz statt, die von der AESGP in Zusammenarbeit mit PASMI, dem polnischen Verband der Hersteller rezeptfreier Arzneimittel, organisiert wird. Die Veranstaltung bringt über 300 Vertreter des Gesundheitssektors aus ganz Europa zusammen. Hauptthema des Treffens ist die Rolle von rezeptfreien Produkten (OTC) und der Selbstmedikation in modernen Gesundheitssystemen – angesichts einer alternden Gesellschaft, steigender Gesundheitskosten und der geplanten Reform des EU-Arzneimittelrechts.
Wie die Veranstalter betonen, spielt die Selbstmedikation in Europa eine immer wichtigere Rolle in der Gesundheitsprävention: Jährlich werden rund 1,2 Milliarden kleinere Beschwerden mit rezeptfreien Medikamenten behandelt. Diese Form der Versorgung entlastet das System erheblich – die Selbstmedikation leichter Beschwerden spart jährlich rund 40 Milliarden Euro, und eine Reduzierung der Hausarztbesuche um 10–25 Prozent könnte weitere 17 Milliarden Euro einbringen. Experten zufolge bedeutet jeder für Selbstmedikation ausgegebene Euro Einsparungen im Gesundheitssystem von rund 6,7 Milliarden Euro.
Adam Jarubas, Europaabgeordneter und Vorsitzender des Ausschusses für öffentliche Gesundheit (SANT), hob auf der Konferenz konkrete Zahlen hervor, die die Bedeutung der Selbstversorgung für Gesundheitssysteme und Wirtschaft untermauern: „Jedes Jahr werden in Europa mehr als 1,2 Milliarden kleinere Beschwerden behandelt, ohne dass ein Arztbesuch erforderlich ist. Dies entlastet die Gesundheitssysteme, da 120 Millionen Konsultationen pro Jahr vermieden werden – das entspricht 36.000 Arztbesuchen. Darüber hinaus kann jeder in die Selbstversorgung investierte Euro einen wirtschaftlichen Nutzen von bis zu 6,90 Euro bringen. Dies ist ein klares Signal, dass Prävention und die gesundheitliche Unabhängigkeit der Bürger zum Eckpfeiler unserer Gesundheitspolitik werden müssen.“
Die Konferenz diskutierte auch, wie sich Selbstmedikation auf die Arbeit von Ärzten auswirkt. Es wurde darauf hingewiesen, dass, wenn jeder Patient mit einer leichten Erkrankung einen Hausarzt aufsuchen würde, in der gesamten EU 120.000 zusätzliche Hausärzte beschäftigt werden müssten. Angesichts dieser Daten wird die Notwendigkeit betont, die Gesundheitskompetenz und Gesundheitserziehung der Patienten zu fördern, damit sie häufige Beschwerden sicher und effektiv selbst bewältigen können.
„Die AESGP-Konferenz findet zu einem entscheidenden Zeitpunkt statt, da wir große demografische Veränderungen erleben, mit Deregulierungsproblemen konfrontiert sind und bahnbrechende technologische Innovationen erleben. Während sich die Europäische Union auf eine der tiefgreifendsten Reformen des Arzneimittelrechts in ihrer Geschichte vorbereitet, müssen wir sicherstellen, dass rezeptfreie Medikamente und das Prinzip der Selbstmedikation darin ihren Platz finden. Wir dürfen nicht vergessen, dass Selbstmedikation keine Modeerscheinung ist, sondern eine Notwendigkeit alternder Gesellschaften und überlasteter Gesundheitssysteme“, sagte Ewa Jankowska, Präsidentin von PASMI, dem polnischen Verband der Hersteller rezeptfreier Medikamente.
Digitale Innovationen im Gesundheitswesen sind ebenfalls ein wichtiger Bestandteil der Diskussion. Experten weisen darauf hin, dass künstliche Intelligenz im Bereich der Selbstfürsorge erhebliche Vorteile bringen und einen personalisierteren Ansatz zur Prävention und Früherkennung von Gesundheitsproblemen ermöglichen kann. Das Konferenzprogramm umfasst eine Sitzung, die den praktischen Anwendungen künstlicher Intelligenz im Bereich der Selbstfürsorge gewidmet ist. Auch Fragen der elektronischen Produktinformation (ePI), die Patienten den Zugang zu transparenten und aktuellen Informationen über Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel erleichtern kann, werden diskutiert.
Darüber hinaus sind Panels zur Regulierung von Nahrungsergänzungsmitteln und Medizinprodukten geplant. So werden beispielsweise in einer der Sitzungen die Ergebnisse einer neuen Studie zum Wert von Vitaminen und Mineralstoffen in Nahrungsergänzungsmitteln vorgestellt, wobei der aktuelle Rechtsrahmen und Vorschläge für Höchstmengen dieser Inhaltsstoffe in der EU berücksichtigt werden. Die Debatten behandeln auch regulatorische Fragen zu Medizinprodukten für die Selbstmedikation.
An der Konferenz nehmen Vertreter europäischer Institutionen – darunter der Europäischen Kommission und des Europäischen Parlaments – sowie nationaler Gesundheitseinrichtungen und führende Vertreter der Pharmaindustrie teil. Die Organisatoren betonen, dass das Treffen eine Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch und zur Gestaltung der zukünftigen Gesundheitspolitik der EU bietet.
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